Menschen aus aller Welt sollen in Zukunft nicht nur zusammen musizieren, sondern auch über Kunst, Literatur, Tanz, Fotografie, Film, Video oder Schauspiel zueinander finden. Ministerium bewilligt Geld für Projekt zur kulturellen Teilhabe.
Ein Libanese muss nicht unbedingt Folklore aus der Levante singen: „Einmal kam ein Geflüchteter aus dem Libanon mit einem USB-Stick vorbei. Wir staunten nicht schlecht, als wir hörten, dass darauf Stücke von Elvis Presley gespeichert waren. Wir starteten die Musik und er sang „Love Me Tender“ für uns“, erinnert sich Claas Dörries. Er ist Initiator und Organisator der „One World Sessions“ in der Lagerhalle. Seit April 2017 treffen sich unter diesem Motto einmal im Monat Musiker und Musikfreunde aus aller Welt, um sich kennen zu lernen und mithilfe von Musik zu kommunizieren. Offenbar hat sich das Format so gut etabliert, dass die Veranstalter der Session jetzt eine Erweiterung in Angriff nehmen: Mit finanzieller Unterstützung des niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur wird die Session nicht mehr nur auf Musik begrenzt sein, sondern sich auch anderen Kulturbereichen öffnen.
„Wir wollen einen Ort der Begegnung schaffen, an dem sich die Menschen über Musik, aber auch über Kunst, Literatur, Tanz, Fotografie, Film, Video oder Schauspiel austauschen. Sie sollen ihrer Kreativität freien Lauf lassen“, sagt Sigrid Neugebauer-Schettler, Leiterin der Musik- und Kunstschule der Stadt Osnabrück. An ihrem Institut war die Idee zu den „One World Sessions“ geboren worden. Sie ist davon überzeugt, dass Integration durch Kultur ausgezeichnet funktioniert.
„Zurzeit bin ich damit beschäftigt, ein Netzwerk zu schaffen, um möglichst viele Menschen zu erreichen, die an unserem Projekt Interesse haben könnten“, erklärt Laura Hartmann. Sie studiert an der Universität „Internationale Migration und Interkulturelle Beziehungen“ und setzt mit den Kultursessions ihr Theoriewissen in die Praxis um. „Ich habe auch schon daran gedacht, ein Treffen für Leute anzubieten, die sich für einen Video-Blog oder die Betätigung als Discjockey begeistern könnten“, sagt sie. Darüber hinaus strebt sie Kooperationen mit Institutionen wie Museen oder dem Theater an.
Hilfe bekommt Hartmann vom Lagerhallen-Team, dem Exil-Verein und Mitarbeitern der Musik- und Kunstschule. „Wir haben 16000 Euro vom Ministerium bewilligt bekommen, die wir zum Teil schon in Personalkosten und die Realisation einer Homepage investiert haben“, erklärt Jens Meier, der in der Lagerhalle für Projekt- und Zielgruppenarbeit verantwortlich ist. Es sind Gelder aus einem Sonderprogramm zur kulturellen Integration von Menschen mit Fluchterfahrungen. Als Meier im Rahmen eines Pressegesprächs das Stichwort „Schreibwerkstatt“ erwähnt, mischt sich Sara Höweler, Geschäftsführerin von Exil, ein: „Wir haben während der Kulturnacht schon einmal eine Aktion unter dem Titel „Wer versteht das schon“ gestartet. Im StadtgalerieCafé haben Gäste selbst geschriebene Gedichte in ihren jeweiligen Muttersprachen vorgetragen, die anschließend übersetzt wurden“, erzählt sie. Etwas Ähnliches könne sie sich auch im Rahmen der „One World Sessions“ vorstellen. Sie vertritt den Standpunkt, dass Integration keine Einbahnstraße sein darf.
Selbstverständlich sei das Projekt der kulturellen Teilhabe auf Partner angewiesen, die finanziell sowie kreativ Unterstützung leisten, so Klaus Thorwesten, Geschäftsführer der Lagerhalle. Interessenten könnten sich gerne bei den beteiligten Partnern melden oder einfach bei der nächsten Musikausgabe der „One World Sessions“ am 7. Februar im Spitzboden der Lagerhalle vorbeikommen.
Quelle: NOZ
Foto: Einen Ort der Begegnung haben die Organisatoren und Unterstützer mit den „One World Sessions“ in der Lagerhalle geschaffen.
Foto: David Ebener